Vom Sitzen, Kriechen und Fliegen

Was ist das?

Wer war das?

Was verrät die Spur?

Entstand sie allein durch Kriechen?

Wo ist der Anfang und wo das Ende?

Ist das alles nur ein Abdruck, ein Zeugnis, die Illustration einer Geschichte?

Oder klebt da tatsächlich noch die letzte Haut?

Wie oft häutet sich eine Raupe, bis sie zum Schmetterling wird?

Gerald Hüther oder Geseko von Lüpke oder Bill Plotkin oder irgendein anderer der üblichen Verdächtigen erzählt die Geschichte eines Schmetterlings so, dass die Zellen in der Raupe, die den Schlüssel zur Transformation tragen, so lange von den üblichen Kriecherzellen bekämpft werden, bis es eines Frühlingsnachts schließlich so viele sind, dass sich ihre Sehnsucht zu Mut vereinigt, aus dem gemeinsamen Mut entsteht Tatkraft und aus der Tatkraft wachsen am Ende Flügel.

Das Wunder des Wandels.

Die Muskeln, die ein Schmetterling braucht, um zu fliegen, entwickeln sich übrigens beim Sprengen des Kokons.

Welche Geschichte steht auf diesem Blatt?

Fliegen wir jetzt?

Wohin?

Wir waren zu dritt und hatten einige Regenschauer und Stadttage hinter uns als wir schließlich einen kleinen Waldrand erreichten und uns auf das eigentliche Ziel unserer Wanderung besannen. Entschleunigen, Ruhe finden, in der Natur eintauchen. Wie wäre es mit einem Sitzplatz? Claudia, die den Straßenstaub eine halbe Stunde vorher schon behände im erstbesten See versenkt hatte, springt ein zweites Mal. Ruft laut: Ja, lass uns einen Sitzplatz machen!

Kurze Erklärung für Mitwanderer Ludger, der in den letzten Tagen und Monaten viele Vokabeln zum ersten Mal gehört hat, die erstmal fremd, kompliziert und geheimsprachig klingen: Sitzplatz…ähm…ursprünglich Teil der Späherausbildung bei irgendeinem Stamm, der mir gerade nicht einfällt…ähm…Regeln sind einfach….ähm…du findest einen Platz, der dich anzieht und hockst dich da hin, bis wer kräht….ähm…und dann Kopf aus…ähm… und dann…

Ludger winkt ab: Habe ich doch längst verstanden, die Sache mit dem Sitzplatz. Braucht keine vielen Worte und Verweise auf den richtigen Stamm. Mache ich doch eh schon, seit ich ein kleiner Junge und durch die Nieheimer Wälder gestromert bin. Eine völlig natürliche Angelegenheit. Mal abgesehen von eurem Gekrähe.

In Nulllkommanix sind wir in dem verwunschenen Waldstück verschwunden, schleichen durch Pflanzen, die die Sonne durchscheint, sind nach Tagen voller Motorengeräusche, Zeltplanenlogistik und Essensplanung plötzlich allein.

Oder auch nicht. Jetzt fühle ich wieder die Luft auf meiner Haut, sanften Wind, Sonne auf der Nasenspitze, höre das Rauschen in den Blättern, fühle den Boden unter meinen Füßen und lande schließlich auf dem Stamm einer toten Birke, der zum Sitzen einlädt. Drumherum stehen viele lebendige Birken, krabbeln tausend kleine Tierchen und irgendwo da draußen sind auch Claudia und Ludger und finden gesuchte und ungesuchte Schätze.

Claudia kommt mit einem breiten Grinsen zurück, ich bringe einen Haufen Birkenrinde und Ludger das Foto von dem Raupenblatt. Wir beugen uns über sein Smartphone und werfen unsere Fragen und Ideen zusammen.

Was ist das?

Wer war das?

Was verrät die Spur?

Entstand sie allein durch Kriechen?

Wo ist der Anfang und wo das Ende?

Ist das alles nur ein Abdruck, ein Zeugnis, die Illustration einer Geschichte?

Oder klebt da tatsächlich noch die letzte Haut?

Wie oft häutet sich eine Raupe, bis sie zum Schmetterling wird?

Gerald Hüther oder Geseko von Lüpke oder Bill Plotkin oder irgendein anderer der üblichen Verdächtigen erzählt die Geschichte eines Schmetterlinges so, dass die Zellen in der Raupe, die den Schlüssel zur Transformation tragen, so lange von den üblichen Kriecherzellen bekämpft werden, bis es eines Frühlingsnachts schließlich so viele sind, dass sich ihre Sehnsucht zu Mut vereinigt, aus dem gemeinsamen Mut entsteht Tatkraft und aus der Tatkraft wachsen am Ende Flügel.

Das Wunder des Wandels.

Die Muskeln, die ein Schmetterling braucht, um zu fliegen, entwickeln sich beim Sprengen des Kokons.

Welche Geschichte steht auf diesem Blatt?

Fliegen wir jetzt?

Wohin?

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